Die Winterstarre

Die Winterstarre ist wohl eines der schwierigsten Themen bezüglich der Schildkrötenhaltung, weil der Winter in unserem Breitengrad schlicht länger andauert als in den Heimatländern der Schildkröten. Insofern muss man sich etwas einfallen lassen.

Auf keinen Fall darf man auf die Winterstarre verzichten. Dann werden die Schildkröten krank, anfällig und werden nicht lange leben. 

Grundsätzlich sollte es während der Winterstarre am ausgewählten Ort nie über 10°C (durchschnittlich besser kühler) sein und  es muss Sorge getragen werden, dass die Tiere keinen Frost ab bekommen. Ist die Temperatur zu hoch, fährt der Organismus nicht ausreichen herunter und die Tiere verbrauchen zu viel Energie. Bei Temperaturen unter 5°C reduziert sich der Puls der Schildkröten auf drei Schläge pro Minute.

Die Schildkröten sollten sich möglichst vergraben, weil sie über die umhüllende Erde besser Feuchtigkeit aufnehmen können.

Außerdem dürfen die Schildkröten keine Restnahrung mehr im Darmtrakt haben. Mindestens eine Woche vor dem Beginn der Winterstarre dürfen die Schildkröten nichts mehr fressen. Die Trink- und Badeschale sollte jedoch stets mit Wasser gefüllt sein. Ein Bad in seichtem lauwarmen Wasser fördert die Darmtätigkeit und ist  deshalb von Vorteil.

In der Natur fressen die Schildkröten automatisch nichts mehr, wenn die Tage deutlich kürzer geworden sind und sich die Temperaturen entsprechend absenken. Sie bereiten sich dann quasi selbst auf ihre Winterstarre  vor. Je nach Methode der Winterstarre ist dies zu berücksichtigen.

Die erste Winterstarre der neu geschlüpften Schildkröten beschränke ich immer auf 3,5 Monate. Wenn es draußen zu kühl wird (meistens irgendwann im Oktober) hole ich die kleinen Schildis rein und halte sie noch bis zum 01. Dezember im Terrarium. Meine großen Schildkröten halten über 5 Monate Winterstarre.

 

Möglichkeiten der Winterstarre

 

1. Kühlschrank

Die Überwinterung im Kühlschrank hat den Vorteil, dass man die Dauer und die Temperatur ganz einfach selbst bestimmen kann. Insbesondere für junge kleine Schildkröten ist es eine Möglichkeit. 

Für große ausgewachsene Tiere ist es im Kühlschrank grenzwertig eng, wenn man nicht gerade einen zusätzlichen extragroßen Schildkrötenkühlschrank laufen lässt. Aufpassen muss man bei der Überwinterung im Kühlschrank, dass es im Behältnis nicht zu trocken, aber auch nicht zu feucht ist. Es darf sich kein Kondenswasser und kein Schimmel bilden. Das Substrat muss nur ganz leicht feucht sein, wie eben in der Natur durchlässige Erde in 20-40 cm Tiefe. 

Zudem sollten die Schildkröten nicht aus dem warmen Terrarium direkt in den 3°C kalten Kühlschrank überführt werden.  Ich empfehle, den Kühlschrank vorerst auf die niedrigste Kühlstufe zu stellen und die Temperatur dann erst allmählich abzusenken. Ansonsten schaffen es die Schildkröten oft nicht einmal, sich noch einzugraben, weil Ihr Organismus zu abrupt runterfährt.

Sollten die Schildkröten vor der Winterstarre übergangsweise im Terrarium gehalten werden, sollte die Beleuchtungsdauer zur Vorbereitung auf die Winterstarre sukzessive herabgesetzt werden. Auch die Raumtemperatur sollte nicht zu hoch sein, damit die Schildkröten eine deutliche Nachtabsenkung der Temperatur spüren.

Ich persönlich überwintere auch meine Nachwuchs-Schildkröten nicht im Kühlschrank. Wenn man eine geeignete Alternative zum Kühlschrank hat, sollte man diese wählen. Ich habe in den letzten Jahren auch oft von Schildkrötenhaltern gehört, dass ihnen Schildkröten in der Winterstarre im Kühlschrank gestorben sind.

 

2. Keller, Scheune oder Garage

Bei Auswahl einer solchen Stätte ist vorher gewissenhaft zu prüfen, ob die Temperatur dort konstant unter 10°C  bleibt und auch nicht unter 0°C sinkt.  Ich habe beispielsweise eine Garage, die an zwei Seiten in der Erde eingelassen ist. Das sorgt für kontante Temperaturen im Zielbereich. Allerdings ist meine Garage erst ab Ende November unter 10°C gekühlt, weshalb ich dort nur die Nachzuchten ihre erste Winterstarre für 3,5 Monate halten lasse.

Gut geeignet sind alte Gewölbekeller, die tief in der Erde liegen und nicht beheizt sind. Dort sind zumeist die konstant niedrigen Temperaturen im Zielbereich ganzjährig vorzufinden. 

Vorsicht vor Ratten und Mäusen!  Hat man das Glück einen solchen Keller oder ein entsprechendes Nebengebäude für die Winterstarre zu haben, ist das Behältnis für die Winterstarre gegen den Einzug von Ratten und Mäusen mittels Abdeckdraht zu schützen. Mir wurde schon von Fällen berichtet, in denen die Schildkröten bei lebendigen Leibe von solchen Nagern an- oder aufgefressen wurden.

Als Behältnis kann man z. B. einen ausgedünsteten alten Speiskübel oder eine für Eindringlingen dichte Holzkiste verwenden.

 

3. Wintergrube im Freilandgehege

Die Überwinterung in einer Grube im Freiland ist die wohl natürlichste Art und Weise. Sie hat den Vorteil, dass man keinen Einfluss auf die Vorbereitung der Tiere auf deren Winterstarre nehmen muss. Dies erledigen sie selbstständig. Der große Nachteil hieran ist, dass die Winterstarre sich in den meisten Jahren länger zieht, als es in den Heimatländern der Schildkröten der Fall ist. Etwas Spielraum ist hinsichtlich der Dauer vorhanden, denn die Schildkröten haben bei Haltung in den Sommermonaten auch eine etwas bessere Ernährung als in der Natur. Länger als 5,5 Monate sollte sich die Winterstarre dennoch nicht hinausziehen.

Optimal ist es, die Wintergrube unter einem Frühbeet oder Gewächshaus anzulegen. Das schützt in strengen Wintern zusätzlich vor Frost und führt im Frühjahr zu schnellerer Erwärmung. Noch steigern kann man die Voraussetzungen, wenn auch noch ein Wärmestrahler oder eine andere Möglichkeit der Beheizung installiert wird. So kann man diese Methode sogar auch in etwas kälteren Gefilden unseres Landes wählen.

Die Wintergrube sollte mindestens 60 cm tief sein und mit lockerer Erde gefüllt sein. Ich empfehle eine Mischung aus groben Sand oder noch besser Estrichkies (Körnung 0-8 mm oder 0-16 mm) gemischt mit nicht gedüngter Blumenerde oder Kokoserde. Die oberen 10 cm versehe ich mit groben Pinienmulch. 

 

Bei Auswahl und Beurteilung der Methoden für die Winterstarre der Landschildkröten scheiden sich die Geister.  Meine Meinung ist, dass es von den vorhandenen Möglichkeiten, der Größe der Tiere und auch von der Gegend hinsichtlich des Klimas abhängt, welche Methode die bessere oder schlechtere ist.  

Als Substrat für die Winterstarre egal ob im Kühlschrank, einem Keller oder Nebengebäude oder wie beschrieben in einer Grube verwende ich die genannte Mischung groben Sand/feinem Kies (0-8mm) und nicht gedüngter Blumen- oder Kokoserde.